Denn noch immer wird Schimmelbefall mit mangelnder Hygiene oder falschem Lüften in Verbindung gebracht. Auch Vermieter und Versicherungen schieben bei Streitigkeiten, wer für die Sanierung aufkommen soll, den Bewohnern die Schuld in die Schuhe. Dabei können die nur selten etwas dafür.
Was sind Schimmelpilze?
Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die aus einem feinen Zellgeflecht bestehen. Die nur 1/1000 dicke Fäden durchziehen weitgehend unsichtbar organische Materialien. Am auffälligsten sind ihre farbigen Sporen, durch die sie sich vermehren. Bekannt sind etwa 30.000 verschiedene Schimmelpilz-arten, Schätzungen gehen jedoch von insgesamt über 100.000 aus.
Wann wachsen Schimmelpilze?
Schimmelpilze benötigen zum Auskeimen und Wachsen Feuchtigkeit und organisches Material. Das kann z.B. Holz, Öl, Dämmstoff, Gips, aber auch Nährstoffe aus dem Abwasser sein. Sind solche Materialien länger als drei bis vier Wochen feucht, so entsteht zwangsläufig Schimmel. Ein nicht fachgerecht behobener Wasserschaden, ein undichter Anschluss im Bad, eine fehlerhafte Installation die hinter der Wand verborgen ist - und schon hat man sich Schimmel eingehandelt. Ebenfalls problematisch: Die Sanierung von alten Häusern mit ungeeigneten Materialien. Werden hier stark isolierende Fenster und wärmedämmende oder abdichtende Stoffe verwendet, funktioniert die frühere Feuchtigkeitsregulation nicht mehr: Schimmel entsteht. Betroffen sind auch Neubauten, mit einer zu kurzen Trocknungsphase vor dem Bezug. Nur in 10 bis 15 Prozent aller Fälle ist falsches Lüften oder Heizen Grund für Schimmel!
Schimmel ist ungesund
Viele Pilze geben Giftstoffe ab, sogenannte Mycotoxine, die auf den Menschen verschiedene, teilweise akut lebensbedrohliche Wirkungen haben. Sie sind krebserregend und belasten das Immunsystem. Schimmelpilze sind die häufigsten Allergieauslöser. Die Allergiesymptome sind unterschiedlich. Manche Patienten fühlen sich ständig krank und antriebslos, leiden unter Konzentrationsstörungen oder gar psychischen Auffälligkeiten. Oft sind die Schleimhäute betroffen, der Patient hat chronischen Schnupfen und Husten oder Magen-Darmprobleme. In einigen Fällen leiden die Betroffenen sogar unter Herzrhythmusstörungen und extremem Bluthochdruck.
Was kann man tun?
Bei Verdacht auf Schimmel in der Wohnung oder chronischen Gesundheitsbeschwerden ohne Befund, sollte man einen Experten zu Rate ziehen. Der Bundesverband für Schimmelpilzsanierung gibt Empfehlungen für qualifizierte Umweltberater und Sanierungsfirmen. Der Einsatz eines Schimmelspürhundes ist immer dann sinnvoll, wenn der Schimmel versteckt ist. Die Spürhunde sind auf die häufigsten Pilzarten trainiert und zeigen einen Befall zuverlässig an. Hilfe bei gesundheitlichen Problemen findet man bei Umweltmedizinern. Einer der wenigen Spezialisten in Deutschland ist Dr. Frank Bartram aus Weißenburg bei Nürnberg. Er hat ein Verfahren entwickelt, mit dem eine evtl. vorhandene Allergie zuverlässig entdeckt werden kann. Seine Patienten bekommen Schimmelpilznährböden in kleinen Schälchen, die sie in ihrer Wohnung und am Arbeitsplatz aufstellen. Wächst dort ein Pilz, so wird ihr Blut auf eine Abwehrreaktion gegen genau diesen Pilz untersucht. Die einzige Möglichkeit aus über 30.000 Schimmelpilzen den Übeltäter herauszufinden. Die üblichen Hauttests sind für eine Analyse ungeeignet. Dabei werden meist nur sieben Schimmelpilze getestet, die Trefferquote ist dementsprechend gering. Außerdem stehen Hauttests in Verdacht selbst Allergien auszulösen.
Sanierung
Hausmittel wie Essigwasser oder chemische Mittel zum Abtöten der Pilze sind ungeeignet! Bei einer fachgerechten Sanierung werden die befallenen Materialien entfernt, bzw. akribisch gereinigt. Profis arbeiten immer mit einer Luftschleuse und Spezial-Filtergeräten, die die aufwirbelnden Sporen aufsaugen, sowie mit Schutzanzug und Atemmaske. Die erforderlichen Maßnahmen sind im Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes nachzulesen und durch das Bundesinfektionsgesetz geregelt.